Chiantiseligkeit und Hippiegroove

Benefizkonzert der Mainzer Hofsänger in der Jahnhalle Bobenheim-Roxheim bringt 8500 Euro

Von Werner Schenk

Vielen nur als musikalischer Höhepunkt der Mainzer Fasnacht bekannt, sind die Mainzer Hofsänger doch ein renommiertes Vokalensemble erster Güte. Dies stellte der semi-professionelle Männerchor am Samstag in der gut besuchten Jahnhalle von Bobenheim-Roxheim eindrucksvoll unter Beweis.

Im Benefizkonzert für die Bernd-Jung-Stiftung präsentierten die Hofsänger ein buntes Programm aus Musicalhits, Evergreens und internationalen Schlagern. Dabei gelang ihnen eine tragfähige Symbiose von eingängigen Melodien und anspruchsvollen Chorsätzen. Für jeden Song fand sich in der dreizehnköpfigen Sängerschar eine Stimme, die wie gemacht schien für eine authentische Interpretation. Jeder der Sänger ist ein charakterstarker Solist mit besonderer persönlicher Note. Wo alle gemeinsam agierten, entfalteten sie einen grandiosen, kraftvollen Chorklang, ausgewogen und von glasklarer Struktur. Der musikalische Leiter Michael Christ präsentierte sich nicht als Dirigent, sondern als leidenschaftlich zupackender Pianist. Ein Kopfnicken zum Einsatz genügte, ansonsten kam er fast ohne Blickkontakt zu den Sängern aus. Diese brillierten mit knackigen Einsätzen und rhythmischen Finessen, energiegeladenen Stimmen und souveräner Intonation schwindelerregender Harmonien und Modulationen. Mit temperamentvoll-schmelzendem Belcanto eröffneten die Hofsänger den musikalischen Reigen. Gerhard Winklers „Chiantilied“ machte den zündenden Auftakt, Volker Allendorf als Tenor alter Schule ließ Franz Grothes „Hundert volle Gläser“ erklingen. In heißblütiger Leidenschaft gestaltete dann José Wolf Luigi Denzas „Funiculì, Funiculà“. Das war ein wahrhaft traumhafter Einstand des Chors und seiner Solisten.

Dass sie als groovender Popchor auch leicht den Anschluss an die Musik des 20. Jahrhunderts schaffen, zeigten die Hofsänger mit „Aquarius“ und „Let the Sunshine“ aus dem Hippie-Musical „Hair“. In seinen spritzigen Arrangements ersetzte Michael Christ den Klangteppich aus Gitarren, Keyboard, Bass und Drums durch sängerische Mittel mit Pep und Raffinesse. So auch bei Heinz Rudolf Kunzes „Dein ist mein ganzes Herz“, bei Abbas „Dancing Queen“ und „Totale Finsternis“ aus dem Kultmusical „Tanz der Vampire“. Diesem verlieh Tenor Dieter Sulzbach seine ausdrucksstarke, persönliche Note. Abbas „Waterloo“ trieb Christ am Klavier in pulsierender Boogie-Rhythmik voran.

Weniger ergiebige Melodien, wie das von Chören gern gesungene „Halleluja“ von Leonard Cohen, erhielten durch den Einsatz wechselnder Duos schöne klangliche Kontraste. Bass Christoph Clemens gab mit seiner sonoren warmen Stimme den ultimativen Interpreten für die Klassiker „My Way“ und „New York, New York“.

Weitere Höhepunkte sollten die Gospelsongs „Amen“ und „Oh Happy Day“ werden. Schon nach zwei Takten zündete der Funke, wogte das Publikum händeklatschend, verspürte man das Flair eines Gospelgottesdienstes, der die Menschen mit jeder Faser packt. Denn Tenor Ralf Marling verfügt über ein Timbre, das jedem Soulstar zur Ehre gereichen würde.

Als grandiosen Schlussakkord des Programms erwiesen die Künstler der oft sträflich unterschätzen britischen Band Slade ihre Referenz. „Wir sind Wir“ (My oh My) mit den drei brillanten Tenören Stefan Zier, Michael Renke und Volker Allendorf riss das Publikum von den Stühlen und zu Ovationen hin.

Mit „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ wurde die gute Nachricht des Abends eingeleitet: 8500 Euro seien für das Förderzentrum für Jugend und Soziales der Bernd Jungs Stiftung für Kinder in Bobenheim-Roxheim und Umgebung erlöst worden. Insgesamt haben die Mainzer Hofsänger mit ihren Konzerten nach eigener Aussage schon über eine Million Euro Spendengelder mobilisiert.


Quelle und Text: Die Rheinpfalz – Frankenthaler Zeitung – Nr. 108