FUSSBALL: 120 Kinder nutzen dienstags das offene Fördertraining beim SC für E- und D-Jugendliche
Das offene Fußball-Fördertraining beim SC Bobenheim-Roxheim wird seit eineinhalb Jahren angeboten. Regelmäßige Turniere mit Bundesligisten und Probetrainingsbesuche beim 1. FC Kaiserslautern sorgen für zunehmende Akzeptanz – nicht nur beim SC, sondern auch in der Region. Rund 120 Jungen der E-und D-Jugend nutzen das zusätzliche Angebot, das allen Interessierten offen steht. Die RHEINPFALZ hat das Training besucht.
Dienstagabend, kurz vor 19 Uhr auf dem SC-Trainingsgelände. Rund 60 D-Jugendliche trainieren an fünf Stationen, die jeweils von einem Fördertrainer und einem Vereinstrainer betreut werden. Jede Station hat ihren Schwerpunkt: Koordination, Technik, Passspiel, Torschuss. An einer werden Technik-Basisübungen wie Mitnehmen des Balles mit der Innen- oder Außenseite geübt, an einer anderen gibt es Koordinations- Schulungen, ein paar Meter weiter stehen beidfüssige Ballbehandlung und das voraus schauende Ballführen auf dem Plan.
Zwei Dinge fallen auf: zum einen die für diese Menge an Spielern und Trainern erstaunliche Ruhe. Jeder gestresste Lehrer würde sich beim SC die Augen reiben, wie konzentriert 60 Jungs hier üben. Anweisungen gibt es fast nur in Zimmerlautstärke, jedes Kind erhält über seine Aktionen Rückmeldung. Zum anderen sticht ins Auge, wie oft die Trainer die Übungen korrigieren und immer wieder selbst vormachen, dabei genau erläutern, warum die Kinder diese Übung absolvieren sollen. „Wir spielen jetzt beidseitig um die Hindernisse rum, aber Ihr schaut dabei nicht auf den Ball, weil Ihr auch im Spiel immer voraus schauend agieren müsst und sehen sollt, was Euer Gegenspieler macht und wo der Ball hin soll“, erklärt Fördertrainer Bernhard Oberle.
Neue Anreize
„Korrigieren und Demonstrieren, darauf kommt es uns an“, sagt Harald Stark, SC-Jugendkoordinator. „Unsere Vereinstrainer, die mit an den Stationen arbeiten, erhalten somit neue Anreize, denn hier werden die Einheiten von ausgebildeten Trainern absolviert.“ Das habe sich herumgesprochen. Auf der ersten Jugend-Gesamttrainersitzung waren sechs, jetzt immer alle 20 Trainer anwesend. „Was wir hier machen, ist, den Jungs fußballerisches ABC beizubringen“, erläutert Klaus Johannes, einer der Fördertrainer und Jugendkoordinator bei Hassia Bingen – jenem Verein, mit dem der SC eine Partnerschaft in Sachen Jugendförderung eingegangen ist. Johannes ist Erfinder und Initiator des offenen Fördertrainings, aus dem „30 aktive Oberliga-Spieler und zehn Bundesliga-Spieler hervorgegangen sind“. Prominentester Schützling dieser Schule ist Jan Schlaudraff von Bayern München. „Hier geht es aber nicht darum, die Bundesliga-Spieler von morgen zu formen“, stellt Johannes klar.
Denn so wichtig die Eliteförderung des DFB auch sei, sie brauche eine Basis. „Und die schaffen die Vereine vor Ort. Deswegen ist es notwendig, die Scheuklappen abzulegen und über den Tellerrand hinauszuschauen.“ Bingen sei das beste Beispiel, dass dieses Konzept funktioniere. Obwohl die Hassia als Ausbildungsverein für Clubs wie FCK oder Mainz 05 fungiert und pro Jahr „zehn bis 15 Spieler“ abgebe, hat man den 21 Mann starken Kader der Verbandsliga-Mannschaft mit 15 Spielern aus der eigenen Jugend bestückt. Wer heute nicht auf die Jugend setze, habe verloren.
Soziales Verhalten
Man könne die Kinder heute nur gewinnen, wenn „wir Trainer das auch vorleben. Nicht nur auf der sportlichen Ebene, auch das soziale Verhalten in der Gruppe muss vorgelebt werden. Die Kinder werden durch Vorbilder begeistert“, so Johannes. Das sei ein Punkt, der ihm wichtig sei. „Wir alle glauben, dass Sport die beste Vorbereitung fürs Leben ist. Und genauso gehen wir auch an dieses Training ran.“ Die Philosophie sei, jenen, die dazulernen wollen, eine zusätzliche Möglichkeit zu eröffnen – zwanglos, ohne im Verein zu sein. „Bei uns trainieren auch Jungs, die bei Worms oder Oggersheim spielen“, berichtet Stark.
Er ist sehr zufrieden mit der Umsetzung seines Konzepts beim SC. „Wie die Leute hier motiviert sind, das sucht seinesgleichen. Der Verein stellt seine Infrastruktur zur Verfügung und jeder, der will, kann mitmachen.“ Allerdings habe auch das Grenzen, betont Stark. „Wir trainieren vorher noch die E-Jugendlichen, das dürfen auch dort nicht mehr als 60 sein, sonst macht das keinen Sinn.‘ Insgesamt also 120 Kinder. Und noch etwas sei wichtig: „Wir haben schon Kinder weggeschickt, bei denen wir gespürt haben, die machen das nur wegen ihrer Eltern. Das muss von den Spielern kommen“, unterstreicht Stark. Die Trainer achten auf Eigenmotivation.
Quelle:
DIE RHEINPFALZ, Publikation Frankenthaler Zeitung
Ausgabe 260, 09. November 2007